Geschichte des RRZ
Meilensteine der RRZ - Geschichte
Start im vornehmen Harvestehude
Die erste Adresse eines Rechners in der Universität Hamburg war im Harvestehuder Weg 10 in bester Lage mit Alsterblick.
Das Grundstück hatte die Uni nach dem Krieg aus dem Bestand des NSDAP-Gauleiters übernommen.
Hierher und zwar ins Dachgeschoß wurde 1948 die Forschungsstelle für Praktische Mathematik ausgelagert. In diese Abteilung wurde 1952 Prof. Dr. Lothar Collatz hineinberufen, der zur zentralen Person in der Frühzeit des Computereinsatzes in der Universität Hamburg wurde.
Die erste computerähnliche Rechenmaschine wurde geliefert, es war ein Nachbau des Integromaten.
Es muss schwer gewesen sein, das schrankähnliche Gerät zum Aufstellungsort zu bringen; man musste dazu die Decke einschlagen, das Treppengeländer und weiteres abmontieren.
Immerhin, das Haus blieb stehen, es wurde erst später von der Hochschule für Musik und Theater abgerissen, die im Nachbarhaus untergebracht war und das Grundstück übernahm.
Der erste Computer
1957 bewilligte die Deutsche Forschungsgemeinschaft einen größeren Betrag zur Aufstellung und Anmietung einer elektronischen Rechenanlage IBM 650 im Wert von ca. DM 1,3 Mio. plus jährlicher Rechnermiete von DM 108000.
So ein Gerät passt nicht in ein Dachgeschoß und so wurde ein neuer Standort gesucht.
Gefunden wurde er in einem Anbau der Schiffsbauversuchsanstalt Hamburg in Barmbek. Wieder ein Provisorium, nun in einem Gewerbegebiet in Barmbek. Viele Mitarbeiter der Forschungsstelle zogen zurück in wechselnde Gebäude des Instituts für Angewandte Mathematik.
1958 wurde die Abteilung Elektronische Rechenanlagen gegründet, die von Anfang an allen Forschern der Uni Hamburg zur Verfügung stand, also nach heutigem Verständnis ein Rechenzentrum war.
Ein neuer Rechner, ein neuer provisorischer Ort
Der Bedarf an Rechenleistung stieg so schnell, dass die IBM 650, kaum in Betrieb genommen, bald an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit kam. Ein neuer Rechner musste her und Prof. Collatz hatte die notwendigen Kontakte. Schon 1960 bewilligte die DFG einen Großrechner Telefunken TR4.
Die deutsche Industrie versuchte damals, mit Eigenentwicklungen im stark wachsenden Computermarkt Fuß zu fassen. Die Geräte waren nach damaliger Einschätzung technisch den dominierenden IBM-Geräten ebenbürtig und hatten ein deutlich besseres Betriebssystem, aber gegen die Konkurrenz von IBM keine Chance. Immerhin - die Produkte von AEG Telefunken hatten im deutschsprachigen Bereich viel Erfolg in Forschungs- und Lehrinstitutionen, auch dank großzügiger Unterstützung aus der Politik.
1961 wurde mit der Planung eines Rechenzentrumsgebäudes begonnen, ganz neu auf dem damalig neuesten Stand der Technik. Bedingt durch die Flutkatastrophe 1962 in Hamburg konnte der Bau erst verzögert beginnen und so musste die TR4 zunächst im Gebäude des Mineralogisch-Petrographischen Institutes in der Grindelallee 46/48 untergebracht werden.
Die Abteilung Elektronische Rechenanlagen der Fakultät Mathematik wurde 1963 zur Interfakultativen Einrichtung.
Ein eigenes Haus und neue Rechenanlagen
Der Neubau in der Rothenbaumchaussee 81 konnte endlich im Jahre 1965 bezogen werden.
Natürlich stauten sich bald wieder die Benutzer vor der Lochkarteneingabe (Terminals gab es noch nicht, an PCs dachte noch keiner) und so projektierte das Rechenzentrum einen neuen Großrechner. Eine TR 440 des bewährten Hauslieferanten Telefunken sollte es werden. Mal wieder musste mit Hilfe der DFG eine erhebliche Summe aufgewendet werden (Mainframes mit allem Zubehör kosteten damals konstant etwa DM 20 Mio.) aber Ende 1971 war sie da und ging in Betrieb.
Schnell war die neue Anlage an ihrer Leistungsgrenze angekommen und musste erweitert werden. Gleichzeitig wurde auf einem Nachbargrundstück des Rechenzentrums in der Schlüterstraße ein Neubau errichtet, in den das neu gegründete Institut für Informatik einziehen sollte. Eine Etage und Teile des Erdgeschosses wurden für das Rechenzentrum reserviert. Das Rechenzentrumsgebäude erhielt einen direkten Durchgang in das neue Haus. In den so erweiterten Computerräumen des Rechenzentrums wurde 1975/76 zusätzlich eine Siemens 7.755- Anlage im Wert von DM 4,3 Mio. installiert.
Ende der 70er Jahre war der deutsche Sonderweg zur Großrechnerproduktion am Ende. Aus AEG Telefunken wurde die Computer Gesellschaft Konstanz, die wurde an Siemens verkauft und die TR-Produktlinie eingestellt. Wir kauften 1980 eine neue Anlage Siemens 7.882 von Fujitsu Siemens Computers, einem Joint Venture von Siemens und dem japanischen Hersteller Fujitsu. In den Folgejahren entwickelte sich das Rechenzentrum weiter zum Regionalen Rechenzentrum der Universität Hamburg.
Fotos und Infos übernommen aus Mitteilung 341: 50 Jahre IT in der Universität Hamburg - Von Menschen und Maschinen, die früh die Universität Hamburg verändert haben, von Horst Oberquelle, Oktober 2008.